Copy & Paste ist unter Journalisten eigentlich verpönt. Eigentlich. Wer sich mit fremden Federn schmückt, der hat nicht nur seinen Beruf falschverstanden sondern kennt offenbar auch die Rechtslage nicht.
Etwas anders sieht es im Fall von Agenturmeldungen aus. Wer sich schon immer gewundert hat, warum Tageszeitungen im Wesentlichen alle das Gleiche schreiben: gerade in kleineren oder mittelgroßen Redaktionen besteht der Inhalt der nächsten Ausgabe fast ausschließlich nur aus Agenturmeldungen, die 1:1 kopiert, gegebenenfalls gekürzt und ans Layout angepasst werden. Das ergibt aus Sicht der Tageszeitungen auch durchaus Sinn. In schwierigen Zeiten lohnt es sich schlicht und ergreifend nicht mehr, eigens Angestellte dafür abzustellen, Neuigkeiten aus überregionalen Ressorts zu verarbeiten, die in der modernen Medienlandschaft am nächsten Tag ohnehin schon überholt sind.
Darum bedient man sich in der Regel bei Nachrichtenagenturen wie dpa oder SID. Der Unterschied zum herkömmlichen Kopieren: man vereinbart mit den Agenturen entsprechende Verträge und bezahlt monatliche Gebühren, um die Meldungen für das eigene Blatt nutzen zu können.
Nun denkt sich mancher vielleicht: da bezahlt eine Zeitung also Gebühren, veröffentlicht das und ich kopier dann diese alte Meldung. Muss ich nichts für bezahlen, oder?
Falsch. Denn auch wenn die Artikel in zig Zeitungen schon veröffentlicht worden, die Agenturen bleiben Urheber und entscheiden, wer die Meldungen veröffentlichen darf. Siehe zum Beispiel bei der dpa.
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Quelle: http://www.dpa.de/FAQ.57.0.html |
Um den Bogen zur Gießener Zeitung zu schlagen: BR
Ganime Gülmez veröffentlichte diesen Artikel zum Thema Krippenplätze.
Der Text ist im Prinzip eine wild zusammengewürfelte Mischung aus Agenturmeldungen und einem Text der "Roten Fahne - News". Ob die ihren Teil selber verfasst haben oder die Quellenangabe fehlt geht nicht hervor, zumindest scheint aufgrund der fehlerfreien Formulierung unstrittig, dass nicht Frau Gülmez die Verfasserin der Zeilen war.
Reporter spielen Marke GZ:
- Kopieren
- Einfügen
- Quellen rausstreichen und nicht benennen
- Bei Google das erstbeste Baby-Foto klauen und drunterklatschen
- Fertig!
Es ist noch nicht so lange her, da betonte man seitens der GZ, dass man es "mit dem Urheberrecht sehr ernst" nehme. Man darf gespannt sein, wie lange besagter Artikel in dieser Form auf der Seite der GZ bestehen bleibt oder ob die Löschaufträge eines regulierungswütigen Rentners Vorrang haben.