Wir hatten den Auftritt der Partei
Alternative für Deutschland (AfD) bereits
hier thematisiert. Ein anonymer Kommentator warf berechtigterweiese die Frage auf, wo denn eigentlich die Linken der GZ sind, um die mitunter komplett denkbefreiten Ausfälle der AfD-Anhänger zu verurteilen bzw. wenigstens zu kommentieren.
Um die Frage in den richtigen Kontext zu rücken, holen wir ein bisschen aus, genauer gesagt bis zum 9. November. Dieser Tag hat in der deutschen Zeitgeschichte eine besondere Bedeutung. Der 9. November 1938 ging als
Reichskristallnacht in die Geschichtsbücher ein und und war für die Weltöffentlichkeit gut sichtbare Zeichen, dass im deutschen Reich von nun an eine andere Vorgehensweise gegenüber jüdischen Bürgern an den Tag gelegt wurde.
51 Jahre später wiederum markierte der 9. November den Beginn vom Ende der deutschen Teilung: eher unbeabsichtigt erklärt Schabowski auf einer Pressekonferenz die innerdeutschen Grenzübergänge für geöffnet.
Zwei Daten, die unbestreitbar von enormer Wichtigkeit für die deutsche Geschichte sind und trotzdem unterschiedlicher nicht sein könnten. Der 9. November bleibt Mahnmal und Erinnerung an ein hoffnungsvolles Ereignis zugleich.
Warum ist das nun wichtig für die GZ? In diesem
Beitrag der Jungen Union Gießen wurde zu einer Informationsveranstaltung hinsichtlich des Jahrestages des Mauerfalls eingeladen. Eigentlich eine harmlose Angelegenheit, wird die GZ doch von vielen Parteien und Vereinen genutzt, um Veranstaltungshinweise einzustellen, an denen sich sonst auch niemand stört.
Nur
Christian Momberger und Anhang hatten etwas dagegen.
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http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/72427/veranstaltungshinweis-gedenkvortrag-zum-23-jahrestag-des-mauerfalls-am-09112012/ |
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http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/72427/veranstaltungshinweis-gedenkvortrag-zum-23-jahrestag-des-mauerfalls-am-09112012/ |
Das ganze Drama kurz zusammengefasst:
- am gleichen Tag findet der "Antifaschistische Mahngang" des Bündnis gegen Rechts statt
- die JU hätte doch bitte eine Solidaritätserklärung abgeben müssen
- die Veranstaltung der JU war nicht mit den für den Mahngang verantwortlichen Verbänden und Parteien abgesprochen
- daraus leiten Momberger, Peter Herold und Stefan Walther mehr oder weniger dämlich ab, dass die JU 1) nicht an die Pogromnacht erinnert werden wollen, 2) keinen Bezug mehr zu dieser Thematik haben und 3) vielleicht ja gar keine Probleme mit altem und neuem Naziterror hat
Wohlgemerkt, dieser ganze Blödsinn leitet sich aus einer Einladung zu einer Informationsveranstaltung zum Thema Mauerfall ab, der nun eben auch wie eingangs beschrieben am 9. November von statten ging.
Auf die nachfolgende Diskussion wollen wir nicht eingehen, da kann sich jeder selber ein Bild machen, welch schiefe Ansichten Christian Momberger vertritt. Wichtig ist für diesen Zusammenhang nur, dass bereits eine neutrale Einladung der CDU/ JU ausreicht, um von Vertretern der eher links orientierten Bürgerreporter mit Nazikeule und Duldungsvorwürfen der Naziterroristen belangt zu werden.
Das passt auch sonst ins Bild der GZ, dass die "Linken" (gemeint ist hier ausdrücklich nicht die Partei, sondern DKP, linkes Bündnis, und was noch alles bei der GZ vertreten ist) im Portal der Mitmach"zeitung" stark vertreten sind und in der Regel ihre Meinung offensiv vertreten. Gab es dennoch mal
Versuche von Ewiggestrigen mit rechtem Einschlag, wurden diese recht einhellig verurteilt.
Nun tritt also die AfD auf den Plan. Ws ist nicht von der Hand zu weisen, dass Programmatik und Rhetorik der Partei eben auch jene Kreise ansprechen, die nun mal so gar nicht mehr in der Mitte der Gesellschaft vertreten sind.
Nikolaus Blome, scheidender stellvertretender Chefredakteur der BILD und zukünftig beim SPIEGEL, hat es recht simpel so formuliert:
"Wer zurück zur D-Mark will, muss wissen, dass er auch jene lockt, die noch viel weiter zurück wollen"
Eine einfache Erkenntnis, die man von halbwegs gebildeten Menschen, die in der AfD ja durchaus vorhanden sind, als bekannt voraussetzen darf, wenn man um den Einzug in den Bundestag kandidiert. Wer argumentiert, dass eine Rückkehr zur DM, deutsche Gelder nur für deutsche Sozialleistungen ausgegeben werden sollen und Einwanderung endlich einer Regelung unterworfen werden muss und das Ganze noch reißerisch als "Mut zur Wahrheit" deklariert, der ist entweder dumm wie Bohnenstroh oder mit Hinblick auf Wählerstimmen aus dem rechten Milieu kalkulierend, wenn man abstreitet, die AfD würde im Braunen fischen.
Bei BR Voegele ist die Frage schnell beantwortet, Herr Engel weigert sich standhaft der Realität ins Auge zu blicken und wechselt den Standpunkt schneller als Herold seine Meinung. Mal ist Voegele einer von ganz wenigen mit gesundem Menschenverstand, ein paar Kommentare weiter distanziert man sich dann doch lieber von dem geballten Stuss den Kamerad Werner so als bekennender Anhänger von sich gibt. Die Grünen, ohnehin Feindbild Nummer 1 der AfD-Anhängerschaft ist ein Haufen von Pädophilen, der entsprechende Artikel der suggerierte, dass die Partei mit dem Programmpunkt Inzest in den Wahlkampf zieht wurde bei der GZ nach wenigen Minuten wieder entfernt (
ist aber noch bei "Mein Südhessen" zu lesen); AfD-Kandidat Dr. Ulrich Wlecke wiederum verzeiht man die langjährige Mitgliedschaft bei den Republikanern und rechten Burschenschaften als Fehler der Vergangenheit. Schwamm drüber, ist doch schon lange her... wobei viele AfD-Anhänger diese Methode wohl durchaus noch für andere Ereignisse der deutschen Geschichte anwenden möchten.
Momentan ist es ruhig um Engel geworden, und wenn er nicht gerade Pressemittteilungen des Partei
führers Vorsitzenden Lucke kopiert, dann bastelt er fleißig an Ausreden, warum es dann bei den Wahlen doch nicht so ganz mit dem Einzug in den Bundestag geklappt hat (Manipulation der Medien, Grüne Jugend, etc).
Viel auffälliger ist jedoch die Stille bei den "üblichen Verdächtigen": ein Momberger, der der JU noch Ignoranz des Naziproblems unterstellte, äußerte sich weder zu dem kulturrassistischem Quatsch eines Voegele noch von den Stammtisch-Erklärungen der AfD in Person von Engel. Michael Beltz, immerhin bei der DKP, befasst sich lieber mit dem Uni-Klinikum und dem Marktplatz, für mehr als einen der üblichen Vorwürfe (böses Kapital, Die Grünen sind noch schlimmer) reicht es nicht.
Martin Wagner, Kämpfer gegen alles was nicht bei drei die Mao-Bibel hochhält: auch kein Kommentar. Das ist jener Bürgerreporter, der schon das Thema Landesgartenschau mit seinen Texten so dermaßen aufgeladen hat, dass dies eigentlich keine Blümchenschau ist, sondern vielmehr ein nahender Bürgerkrieg zwischen Anzugträgern und Laga-Gegnern... eigentlich sogar noch dadaistischer, aber das würden den Rahmen hier endgültig sprengen.
Oder Martina Lennartz? Wo sind die alle, die sonst zum Protest gegen Nazis aufrufen, die sonst keinen Hehl haben Politiker von gestandenen Parteien als Kriesgtreiber, Verbündete von Menschenschlächtern, Kriegshetzern und ähnlichem Vokabular zu titulieren?
Alle im Sommerurlaub? Oder gilt das Sprichwort: "Der Feind meines Feindes ist mein Freund"? Denn immerhin haben AfD und die GZ-Linken eines gemeinsam: ihre Abneigung gegen die Grünen.