Montag, 22. Juli 2013

Copy & Paste-Journalismus

Copy & Paste ist unter Journalisten eigentlich verpönt. Eigentlich. Wer sich mit fremden Federn schmückt, der hat nicht nur seinen Beruf falschverstanden sondern kennt offenbar auch die Rechtslage nicht.

Etwas anders sieht es im Fall von Agenturmeldungen aus. Wer sich schon immer gewundert hat, warum Tageszeitungen im Wesentlichen alle das Gleiche schreiben: gerade in kleineren oder mittelgroßen Redaktionen besteht der Inhalt der nächsten Ausgabe fast ausschließlich nur aus Agenturmeldungen, die 1:1 kopiert, gegebenenfalls gekürzt und ans Layout angepasst werden. Das ergibt aus Sicht der Tageszeitungen auch durchaus Sinn. In schwierigen Zeiten lohnt es sich schlicht und ergreifend nicht mehr, eigens Angestellte dafür abzustellen, Neuigkeiten aus überregionalen Ressorts zu verarbeiten, die in der modernen Medienlandschaft am nächsten Tag ohnehin schon überholt sind.

Darum bedient man sich in der Regel bei Nachrichtenagenturen wie dpa oder SID. Der Unterschied zum herkömmlichen Kopieren: man vereinbart mit den Agenturen entsprechende Verträge und bezahlt monatliche Gebühren, um die Meldungen für das eigene Blatt nutzen zu können.

Nun denkt sich mancher vielleicht: da bezahlt eine Zeitung also Gebühren, veröffentlicht das und ich kopier dann diese alte Meldung. Muss ich nichts für bezahlen, oder?

Falsch. Denn auch wenn die Artikel in zig Zeitungen schon veröffentlicht worden, die Agenturen bleiben Urheber und entscheiden, wer die Meldungen veröffentlichen darf. Siehe zum Beispiel bei der dpa.

Quelle: http://www.dpa.de/FAQ.57.0.html

Um den Bogen zur Gießener Zeitung zu schlagen: BR Ganime Gülmez veröffentlichte diesen Artikel zum Thema Krippenplätze.


Der Text ist im Prinzip eine wild zusammengewürfelte Mischung aus Agenturmeldungen und einem Text der "Roten Fahne - News". Ob die ihren Teil selber verfasst haben oder die Quellenangabe fehlt geht nicht hervor, zumindest scheint aufgrund der fehlerfreien Formulierung unstrittig, dass nicht Frau Gülmez die Verfasserin der Zeilen war.

Reporter spielen Marke GZ:
  • Kopieren
  • Einfügen 
  • Quellen rausstreichen und nicht benennen
  • Bei Google das erstbeste Baby-Foto klauen und drunterklatschen
  • Fertig! 

Es ist noch nicht so lange her, da betonte man seitens der GZ, dass man es "mit dem Urheberrecht sehr ernst" nehme. Man darf gespannt sein, wie lange besagter Artikel in dieser Form auf der Seite der GZ bestehen bleibt oder ob die Löschaufträge eines regulierungswütigen Rentners Vorrang haben.

11 Kommentare:

  1. Ich weiß die Antwort und möchte lösen: Die Löschaufträge des regulierungswütigen Rentners haben Vorrang! Warum weiß ich allerdings nicht...

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  2. Ihr geht von falschen Voraussetzungen aus:
    1. die GZ ist ja eigentlich trotz ihres Namens keine Zeitung sondern ein Werbeblatt, dessen unverkaufte Flächen mit den Artikeln der BR gefüllt werden.
    2. Journalismus und gar investigativer Journalismus sind von der Redaktion unerwünscht. Besonders alles was kritisch ist und irgendwie zu Konflikten mit dritten führen könnte, wird rigoros entfernt. Was bleibt übrig: Das was man jetzt liest: Artikel über Hunde und Katzen, Bienen und Vögel (besonders Schwäne), die Sportnachrichten aus der Provinz und die neuesten Purzelbäume der Giessener OB...

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    1. Nanana, lassen Sie das aber mal nicht Fräulein Schneider hören! Die weiß zwar nicht viel bis gar nix, kann aber immer vorbeten, dass die GZ eine ZEITUNG ist, jaja, kein Forum oder eine Quasselplattform, NEIN, eine ZEITUNG. So ihr Mantra, und Fräulein Schneider lügt doch fast nie, oder?!

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    2. Zu 1): So weit waren wir an anderer Stelle auch schon mal. Der Deutsche Presserat ist generell für Werbeblätter nicht zuständig, nimmt also auch die GZ als Zeitung nicht ernst. Womit es auch völlig wurst ist, ob eine Anzeige auch als Anzeige deklariert wird, oder ob es vergessen wird oder absichtlich weggelassen wird. Für Veranstaltungen wie die Gießener Zeitung gibt es keine kontrollierende Instanz.
      Zu 2): Ja, selbstverständlich. Zuckersüss soll alles sein. Und dann kann man auch noch mit der Redaktion Kaffeetrinken oder Abendessen gehen, wie schön! Und wem dieses Heididei egal ist kann sich natürlich der vollen objektiven Bewertung bei Streitfragen durch die GZ-Redaktion sicher sein. Ha! Dass man sich zwischenzeitlich ein paar äußerst seltsame Zeitgenossen herangezüchtet hat, lässt die Redaktionsmitarbeiter auch nur mit den Achseln zucken. Da kann sich ein HPH in seinen Ausbrüchen alles erlauben oder glauben er hätte Fans, oder unser Lollarer Fotograf, der seinen eigenen Charakter auch noch nie genauer im Spiegel betrachtet hat, schlägt ganz aktuell im Unterführungs-Demo-Artikel wieder um sich, und auch Baierlein sieht sich auserkoren mal wieder festzulegen, was sinnlose Kommentare sind. Und das von jemanden, dessen Beiträge auch mit der Nase getippt worden sein könnten.
      Im Prinzip geht es aber in dem Ausgangsbeitrag um all das gar nicht. Dieser beschreibt den laschen Umgang mit dem Urheberrecht durch die GZ-Bürgerreporter an vielen Stellen. In den vergangenen Tagen wurde von der Redaktion Bürgerreporter gesperrt (ob das GZ-Stammtischpersonal war? ;) ) und Kommentarbereiche abgeschaltet. Und natürlich durfte für all das wieder der Verhaltenskodex herhalten. Anwendung findet der aber auch nur wie es gerade passt. Was Copyright-Verstöße anbelangt ist man bei der GZ so gut wie blind. Da ist das im Blogbeitrag genannte Beispiel, dann finden sich seit einigen Tagen vom Fernseher abfotografierte Aufnahmen vom Sieg unserer Fußballfrauen aus dem ARD-Programm und das Profilbild unseres liebsten Weltreporter zeigt zwar ihn selber, die Aufnahme ist aber trotzdem Eigentum der Gießener Allgemeinen Zeitung.
      Bei der GZ arbeitet man also im Bereich Community-Management möglichst inkonsequent, stellt sich mit den Greisen weiter gut und darf sich dafür sicher sein nicht bei einer Zeitung zu arbeiten. Weiterhin viel Glück für die Zukunft!

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    3. Sie suchen ja schon eine Weile Haupt-/Nebenamtliche Mitarbeiter. Zumindest erscheinen öfters Aufrufe. Anscheinend ist der Ruf schon soweit ruiniert, dass sich keiner meldet...

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    4. Schön, liebe GZ, dass ihr auch mal einen Verstoß gegen das Urheberrecht selbst entdeckt wie beispielsweise heute durch den Bürgerreporter "Die Tagesthemen" (Ex Hüttenberger Bürgerreporter) und die Verwendung der Logos der ARD-Sendung:
      http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:faWp0d5Hf3kJ:www.giessener-zeitung.de/huettenberg/beitrag/82869/grosse-erwartungen-nach-machtwechsel-im-iran/+giessener-zeitung.de+%22die+tagesthemen%22&cd=5&hl=de&ct=clnk&gl=de
      (Ich hoffe jedenfalls, dass es in erster Linie auch um Copyright ging und nicht um die Tatsache, dass kein "echter" Name verwendet wurde.)
      Die im Ausgangsbeitrag genannten und die von mir am 2.8. erwähnten Verstöße blieben davon jedoch unbeheligt.

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    5. Die Antwort liefert die Tatsache, dass User und Logo munter online sind:
      http://www.giessener-zeitung.de/huettenberg/?page=user%2Fcomment_list.php&show=own_article_comments&docuser=7194
      Beiträge und Kommentare sind allerdings nicht mehr vorhanden. Mal wieder "zu brisant"?!

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    6. "Anscheinend ist der Ruf schon soweit ruiniert, dass sich keiner meldet..."

      – Gerade erst wurde die neue Praktikantin vorgestellt. Was man bei der GZ wohl so lernt? Seniorenbetreuung, Anpassung von Juwelier Ercan-Artikeln und dazwischen PMs einstellen?

      Karrieresprungbrett Mitmachzeitung!

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    7. Au weia, das arme Mädchen. Hat die vorher nicht mal reingelesen in das Käseblatt?

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  3. Ungefragt Hingesagt13. November 2013 um 23:52

    Wieder so ein Fall: http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/86498/vos-vorstand-vor-ruecktritt-krisensitzung-bei-sed-opferverband/
    Interessiert das bei der Gießener Zeitung jemand, daß hier gegen das Urheberrecht des Berliner Kuriers verstoßen wird? Offenbar nicht!

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    1. Ungefragt Hingesagt15. November 2013 um 23:43

      Schwupp war der Artikel weg. Schade, daß andere Leute genau dafür eigentlich bezahlt werden. Aber bitte sehr - so darf man sich letztendlich gewiß sein, daß Blog und Kommentare verfolgt werden.

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