Wir erinnern kurz: Melanie Schneider, eine Hälfte der extrem überarbeiteten Redaktion hatte hier darum gebeten, dass BR Vorschläge für die Geburtstagsausgabe der GZ einreichen.
http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/85479/aufreger-schnappschuss-lieblings-text-schoenes-erlebnis-und-vieles-mehr-in-fuenf-jahren-giessener-zeitung/ |
Wir gehen die "Jubi-Ausgabe" mal durch und zählen nach.
Beeindruckendes Fazit: der einzige Artikel eines BR der es in die Jubi-Ausgabe geschafft hat ist der schauerlich-langweilige Bericht, wie sich Top-Fotograf Jörg Jungbluth und Frisuren-Trendsetterin Andrea Mey kennen und lieben gelernt haben. Das ist im Prinzip ganz nett, weil so ne Personality-Geschichte den Gedanken dass es eine Gemeinschaft sein soll ganz gut unterstreicht.
Und der Rest? Ein Foto von Jutta Skroch bei der Brauerei-Besichtigung, ein Artikel von Heike Bayer (die ganz offiziell für die GZ unterwegs ist, was auch immer das heißen soll), eine Geschichte von Sabine Glinke (ehemaliges Mitglied des Teams die nun die GZ zur Promotion ihrer Agentur nutzt) und ansonsten nur Beiträge von Melanie Schneider und Michael Nudelmann.
Mal im Ernst liebe sogenannte Redaktion, DAS waren also die Höhepunkte von 5 Jahren Mitmachzeitung? Obwohl im entsprechenden Thread sogar andere Vorschläge gemacht wurden? Stattdessen die nicht als Werbung gekennzeichnte Lobhudelei auf die Bäckerei Künkel als Highlight von 5 Jahren GZ?
Immerhin: ein paar BR haben im Aufreger-Thread bereits geschrieben, dass sie mit der Auswahl doch nicht so ganz glücklich sind. Und da sagen wir ganz ehrlich: man kann es nachvollziehen. Wenn an jeder Ecke des Schmierblättchens der Charakter einer Mitmachzeitung betont wird, dass es doch alles ganz harmonisch und wie bei einer großen glücklichen Familie zugehen soll, dass man es anders als andere Zeitungen machen will, dann sollte man bei der Wahl der Themen für die großspurig angekündigte Jubiläumsausgabe vielleicht solche Artikel und Bilder auswählen, die das wiedergeben.
Stattdessen vermittelt die Jubi-Ausgabe folgendes: zwei wenig talentierte Redakteure füllen mit ihren Ausflugsberichten viel weißes Papier und der Rest wird mit Anzeigen vollgekleistert.
Total absurd wird es, wenn man die Worte von Geschäftsführer Jochen Grossmann betrachtet. Auf den ersten Blick ist es schon mal bezeichnend, dass seinem Foto und Text auf der Titelseite mehr Platz eingeräumt wird als jedem BR, der in den vergangenen Jahren in seiner Freizeit unentgeltlich Beiträge abgeliefert hat.
Grossmann redet von "authentischen Bürgerjournalismus", allein beim Blick in die Jubi-Ausgabe wird nicht ersichtlich, was damit gemeint sein soll. Er bleibt auch schuldig, wo die "hunderte[n] Menschen, die den Journalistenberuf nie erlernt haben" sich täglich verstecken, sind es doch nur ein paar handvoll BR die noch Inhalte einstellen. "Ein wirtschaftliches Mediakonzept" ist eine schöne Umschreibung dafür, dass man es Woche für Woche schafft, noch irgendwelche Schwanenfotos zwischen die ganzen Anzeigen von Goldhändlern und sonstigen Geschäften zu packen.
Und spätestens bei der "objektiven demokratischen Willensbildung auf lokaler Ebene" muss man doch mal ernsthaft nachfragen: liest Herr Grossmann eigentlich sein eigenes Produkt? Oder hat er eine komfortable Ignore-Funktion, die Beiträge von Beltz, Engel, Walther und Wagner automatisch ausblendet?
Nochmal zum Mitschreiben: der Mann lobhudelt auf der Titelseite das Konzept seiner Mitmachzeitung über den grünen Klee, aber die Inhalte derselben Ausgabe stammen fast ausschließlich aus der Feder der Festangestellten. Hat man so wenig Vertrauen in die Arbeit seiner BR? Oder war die chronisch überarbeitete Redaktion einfach nur nicht in der Lage, rechtzeitig bis zum Redaktionsschluss Artikel auszuwählen, die noch VOR dem Jahr 2011 erschienen sind? Man feiert 5 Jahre GZ und ignoriert die ersten drei Jahre komplett?
Jede Schülerzeitung arbeitet professioneller.