Freitag, 23. August 2013

AfD in Gießen: Wenn die Linken verstummen

Wir hatten den Auftritt der Partei Alternative für Deutschland (AfD) bereits hier thematisiert. Ein anonymer Kommentator warf berechtigterweiese die Frage auf, wo denn eigentlich die Linken der GZ sind, um die mitunter komplett denkbefreiten Ausfälle der AfD-Anhänger zu verurteilen bzw. wenigstens zu kommentieren.

Um die Frage in den richtigen Kontext zu rücken, holen wir ein bisschen aus, genauer gesagt bis zum 9. November. Dieser Tag hat in der deutschen Zeitgeschichte eine besondere Bedeutung. Der 9. November 1938 ging als Reichskristallnacht in die Geschichtsbücher ein und und war für die Weltöffentlichkeit gut sichtbare Zeichen, dass im deutschen Reich von nun an eine andere Vorgehensweise gegenüber jüdischen Bürgern an den Tag gelegt wurde.

51 Jahre später wiederum markierte der 9. November den Beginn vom Ende der deutschen Teilung: eher unbeabsichtigt erklärt Schabowski auf einer Pressekonferenz die innerdeutschen Grenzübergänge für geöffnet.

Zwei Daten, die unbestreitbar von enormer Wichtigkeit für die deutsche Geschichte sind und trotzdem unterschiedlicher nicht sein könnten. Der 9. November bleibt Mahnmal und Erinnerung an ein hoffnungsvolles Ereignis zugleich.

Warum ist das nun wichtig für die GZ? In diesem Beitrag der Jungen Union Gießen wurde zu einer Informationsveranstaltung hinsichtlich des Jahrestages des Mauerfalls eingeladen. Eigentlich eine harmlose Angelegenheit, wird die GZ doch von vielen Parteien und Vereinen genutzt, um Veranstaltungshinweise einzustellen, an denen sich sonst auch niemand stört.

Nur Christian Momberger und Anhang hatten etwas dagegen.

http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/72427/veranstaltungshinweis-gedenkvortrag-zum-23-jahrestag-des-mauerfalls-am-09112012/


http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/72427/veranstaltungshinweis-gedenkvortrag-zum-23-jahrestag-des-mauerfalls-am-09112012/

 Das ganze Drama kurz zusammengefasst:

  • am gleichen Tag findet der "Antifaschistische Mahngang" des Bündnis gegen Rechts statt
  • die JU hätte doch bitte eine Solidaritätserklärung abgeben müssen
  • die Veranstaltung der JU war nicht mit den für den Mahngang verantwortlichen Verbänden und Parteien abgesprochen
  • daraus leiten Momberger, Peter Herold und Stefan Walther mehr oder weniger dämlich ab, dass die JU 1) nicht an die Pogromnacht erinnert werden wollen, 2) keinen Bezug mehr zu dieser Thematik haben und 3) vielleicht ja gar keine Probleme mit altem und neuem Naziterror hat
 Wohlgemerkt, dieser ganze Blödsinn leitet sich aus einer Einladung zu einer Informationsveranstaltung zum Thema Mauerfall ab, der nun eben auch wie eingangs beschrieben am 9. November von statten ging.

Auf die nachfolgende Diskussion wollen wir nicht eingehen, da kann sich jeder selber ein Bild machen, welch schiefe Ansichten Christian Momberger vertritt. Wichtig ist für diesen Zusammenhang nur, dass bereits eine neutrale Einladung der CDU/ JU ausreicht, um von Vertretern der eher links orientierten Bürgerreporter mit Nazikeule und Duldungsvorwürfen der Naziterroristen belangt zu werden.

Das passt auch sonst ins Bild der GZ, dass die "Linken" (gemeint ist hier ausdrücklich nicht die Partei, sondern DKP, linkes Bündnis, und was noch alles bei der GZ vertreten ist) im Portal der Mitmach"zeitung" stark vertreten sind und in der Regel ihre Meinung offensiv vertreten. Gab es dennoch mal Versuche von Ewiggestrigen mit rechtem Einschlag, wurden diese recht einhellig verurteilt.

Nun tritt also die AfD auf den Plan. Ws ist nicht von der Hand zu weisen, dass Programmatik und Rhetorik der Partei eben auch jene Kreise ansprechen, die nun mal so gar nicht mehr in der Mitte der Gesellschaft vertreten sind.

Nikolaus Blome, scheidender stellvertretender Chefredakteur der BILD und zukünftig beim SPIEGEL, hat es recht simpel so formuliert:

"Wer zurück zur D-Mark will, muss wissen, dass er auch jene lockt, die noch viel weiter zurück wollen"
Eine einfache Erkenntnis, die man von halbwegs gebildeten Menschen, die in der AfD ja durchaus vorhanden sind, als bekannt voraussetzen darf, wenn man um den Einzug in den Bundestag kandidiert. Wer argumentiert, dass eine Rückkehr zur DM, deutsche Gelder nur für deutsche Sozialleistungen ausgegeben werden sollen und Einwanderung endlich einer Regelung unterworfen werden muss und das Ganze noch reißerisch als "Mut zur Wahrheit" deklariert, der ist entweder dumm wie Bohnenstroh oder mit Hinblick auf Wählerstimmen aus dem rechten Milieu kalkulierend, wenn man abstreitet, die AfD würde im Braunen fischen.

Bei BR Voegele ist die Frage schnell beantwortet, Herr Engel weigert sich standhaft der Realität ins Auge zu blicken und wechselt den Standpunkt schneller als Herold seine Meinung. Mal ist Voegele einer von ganz wenigen mit gesundem Menschenverstand, ein paar Kommentare weiter distanziert man sich dann doch lieber von dem geballten Stuss den Kamerad Werner so als bekennender Anhänger von sich gibt. Die Grünen, ohnehin Feindbild Nummer 1 der AfD-Anhängerschaft ist ein Haufen von Pädophilen, der entsprechende Artikel der suggerierte, dass die Partei mit dem Programmpunkt Inzest in den Wahlkampf zieht wurde bei der GZ nach wenigen Minuten wieder entfernt (ist aber noch bei "Mein Südhessen" zu lesen); AfD-Kandidat Dr. Ulrich Wlecke wiederum verzeiht man die langjährige Mitgliedschaft bei den Republikanern und rechten Burschenschaften als Fehler der Vergangenheit. Schwamm drüber, ist doch schon lange her... wobei viele AfD-Anhänger diese Methode wohl durchaus noch für andere Ereignisse der deutschen Geschichte anwenden möchten.

Momentan ist es ruhig um Engel geworden, und wenn er nicht gerade Pressemittteilungen des Parteiführers Vorsitzenden Lucke kopiert, dann bastelt er fleißig an Ausreden, warum es dann bei den Wahlen doch nicht so ganz mit dem Einzug in den Bundestag geklappt hat (Manipulation der Medien, Grüne Jugend, etc).

Viel auffälliger ist jedoch die Stille bei den "üblichen Verdächtigen": ein Momberger, der der JU noch Ignoranz des Naziproblems unterstellte, äußerte sich weder zu dem kulturrassistischem Quatsch eines Voegele noch von den Stammtisch-Erklärungen der AfD in Person von Engel. Michael Beltz, immerhin bei der DKP, befasst sich lieber mit dem Uni-Klinikum und dem Marktplatz, für mehr als einen der üblichen Vorwürfe (böses Kapital, Die Grünen sind noch schlimmer) reicht es nicht.

Martin Wagner, Kämpfer gegen alles was nicht bei drei die Mao-Bibel hochhält: auch kein Kommentar. Das ist jener Bürgerreporter, der schon das Thema Landesgartenschau mit seinen Texten so dermaßen aufgeladen hat, dass dies eigentlich keine Blümchenschau ist, sondern vielmehr ein nahender Bürgerkrieg zwischen Anzugträgern und Laga-Gegnern... eigentlich sogar noch dadaistischer, aber das würden den Rahmen hier endgültig sprengen.

Oder Martina Lennartz? Wo sind die alle, die sonst zum Protest gegen Nazis aufrufen, die sonst keinen Hehl haben Politiker von gestandenen Parteien als Kriesgtreiber, Verbündete von Menschenschlächtern, Kriegshetzern und ähnlichem Vokabular zu titulieren?

Alle im Sommerurlaub? Oder gilt das Sprichwort: "Der Feind meines Feindes ist mein Freund"? Denn immerhin haben AfD und die GZ-Linken eines gemeinsam: ihre Abneigung gegen die Grünen.

14 Kommentare:

  1. Auch in der PM von Frau Amstein zur Kundgebung der rechten "Bürgerbewegung pro Deutschland" außer von Momberger kein weiteres Wort von den anderen "Linken", dafür wird das Feld AfD-Fan Torsten Herwig überlassen.
    Reicht die AfD-Kritik am Euro (= Kritik am Kapital) etwa schon aus, die politische Linke quasi zu lähmen?

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  2. Was mich nur wundert ist, dass die AfD ein regelrechtes "Grünen-Bashing" veranstaltet. Ich kann mir nicht vorstellen, was das bringen soll und welche Wähler sie damit gewinnen wollen.
    Wer nicht mit den Ideen der Grünen einverstanden ist, hat ja noch andere Alternativen ohne gleich auf die AfD ausweichen zu müssen.

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  3. Finde es auch bedenklich, dass man seitens der Linken offenbar keine klare Haltung zu dieser Partei hat oder sie nicht konsequent genug äussern will. Da scheint die Strategie des zähen Beharrens der AfD darauf, dass man ja nur die "unbequeme Meinung" von ach so vielen Bürgern endlich mal offen ausspricht, voll aufzugehen.

    Dagegen finde ich das kollektive Ignorieren DIESES merkwürdigen Kameraden und seinen erbarmungswürdig unlustigen "Humorbeiträgen" völlig richtig:
    http://www.giessener-zeitung.de/reiskirchen/profil/7079/heinz-mueller/

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    1. Die spaßfreien Karrikaturen des Herren sind jedenfalls nicht sein geistiges Eigentum, was die Darstellungen jenseits der Betextungen betrifft:
      http://krefeldermetaller.wordpress.com/tag/betriebsrat/
      http://janson-karikatur.de/euro-krise-2/
      Wie war das noch mit dem Bilderklau in der GZ?

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    2. Bilderklau? In der GZ?

      -> "Ist nicht in Ordnung"

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    3. Bilderklau in der GZ ist ALLTAG.

      Schneider! Nudelmann! Aufwachen! Finger aus der Nase und content gemanagt!
      Muss nur einer petzen, dann habt Ihr die Klagen am Hals, von denen Ihr immer in Euren VHS-Seminaren "Urheberrecht für Anfänger und intellektuell Herausgeforderte" gehört habt! Dann is' Ende mit lauem Käseblatt-Job! Wollt Ihr das?!

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    4. Der Vollständigkeit halber: Der dritte "Humorbeitrag" ist dieser Seite entnommen: http://www.wiedenroth-karikatur.de/02_PolitKari080526.html

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    5. So, jetzt langsam regt sich mal was von Linksuaßen. Waren wohl alle im Urlaub auf Kuba.

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    6. Der ganze Humornutzer mit seinen gesammelten Werken ist offline.

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  4. Bei bestimmten Leuten dort ist das doch kein Problem wenn Bilder und Texte geklaut werden.
    Das wird sich dann nur ausgeliehen :-))

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  5. Oh Wunder, in "Windeseile" wurde die Müllersche Spaßbefreiung entfernt. Ob Fräulein Schneider hier mitliest?! Dann kann Sie ja gerne mal ein paar Kekse rüberwachsen lassen, wenn andere schon ihre Arbeit tun. Hey Melli, da ist noch einiges online, was Ärger machen könnte; mal selber besser aufpassen, sonst nimmt Dich bald keiner mehr Ernst, wenn Du mal wieder Urheberrechtsvorträge hältst.

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  6. Dieses "blaue Wunder" ist eine Ansammlung von Nervensägen allererster Güte, die vornehmlich auf den eigenen Geldbeutel blicken und am liebsten alles ungeschehen machen würden, was sich seit der Steinzeit in menschlichen Gehirnen an sozialem Empfinden ausgebildet hat.
    Und den nervigsten Ihrer Schergen haben sie auf die GZ losgelassen - wie man so hohl mit dümmsten Parolen auf einfachste Kritik und Fragen reagieren kann, das muss angeborene Unterbelichtung sein. Der Lucke sollte seine Spendengelder mal in einen Ausbildungskader für seine Kreisvorstände investieren, damit die nicht gleich im Erstkontakt so peinlich rüberkommen.

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  7. Gießen kenne ich nicht19. September 2013 um 15:52

    Großes nerviges Getöse von der AfD in den letzten Tagen in der GZ. Dabei ist ausgerechnet Martin Engel einer derjenigen, der es mit der Ehrlichkeit nicht so genau nimmt. Anders als behauptet ist Herr Engel nämlich alles andere als ein "armer" Pendler, der zwischen Gießen und Odenwald hin und her muss. Sein eigenes Büro für Brandschutz hat er ganz fest im Odenwald:
    http://www.engel-brandschutz.de/index.html
    Übrigens: gefunden durch http://pressemitteilung.ws/node/479069
    Ja, ja. Die AfD und der Mut zur Wahrheit!

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    1. Hier kann man ab Minute 3:22 Herrn Engel live und in Farbe bewundern, wie er schön aufsagt, was Lügenlucke ihm beigebracht hat: http://www.youtube.com/watch?v=ZLGpNovI6Z8

      Klassischer Frustmitläufer, der in der Provinz hockt und einfach nur seine Penunzen als Kleinunternehmer im Trockenen und sein Weltbild möglichst einfach sortiert wissen will. Alles andere ist dem wurscht - auch, dass seine angebetete Partei in Sachen Rückständigkeit und Konservatismus sogar der CSU noch was vormacht und ein Gesellschaftsbild propagiert, bei dem einem nur das kalte Grausen kommen kann. Kein Wunder, dass als sein einziger Wahlwerbungserfolg in der GZ ausgerechnet der pathologische Wendehals und Reaktionär vom Dienst angebissen hat.

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